Bericht aus Cebu, Philippinen

Direkthilfe für Taifun-Opfer eingetroffen

Der Verein Pro-FiL - Hilfe für Kinder in Not e.V. hat mit vielen Helfern in spontanen Sammelaktionen, durch Benefiz-Konzerte und -Gottesdienste und durch Aufrufe in der heimischen Presse und Radio Siegen in kurzer Zeit über 14.000 Euro an Spendengeldern gesammelt. Nun wurde mit dem Geld die notwendige Hilfe geleistet. Seit 3 Wochen bin ich nun in Cebu und stehe in ständigem Kontakt mit den Zeltstadtbewohnern und den Helfern vor Ort, die ihre Zentrale in der San Carlos Universität haben. Hier ein paar Eindrücke:

Die Lage

Längst ist sie aus der täglichen Berichterstattung verschwunden, doch immer noch ist die Situation der Taifunopfer auf den Philippinen unvorstellbar. Der Taifun Hayan (der auf den Philippinen als Taifun Jolanda bezeichnet wird) hat vor 8 Wochen mit verheerender und bis dahin nie da gewesener Verwüstungskraft viele Menschenleben gefordert und ganze Landstriche in Schutt und Asche gelegt. Besonders betroffen war die Region um die Stadt Tacloban. Von dort wurden sehr viele Menschen in auf die Nachbarinsel Cebu gebracht und leben bis jetzt noch dort in Zeltstädten auf tristen Industriegrundstücken zwischen leerstehenden Lagerhallen in der Nähe der Hafenpiers. Wohlfühlen kann sich hier niemand, allein schon wegen der Sprachprobleme, denn hier wird eine andere Sprache gesprochen, als auf der Heimatinsel.

Nachdem einige weitere schwere Regenfälle die Lage in Tacloban noch unüberschaubarer gemacht haben, gehen Bemühungen in alle Richtungen weiter. Noch immer liegen überall Trümmer herum und ein nicht aufhören wollender Leichen- und Verwesungsgeruch ist permanent überall vorhanden. Doch wohin mit den Trümmern? Man müsste genau so viel Platz haben, um das weg zu räumen, wie das, was jetzt da liegt. Nur eine von Holländern massiv gemauerte Schule der Steyler Missionare hat standgehalten und dient derzeit als Kommunikations- und Krankenzentrum. Das Schlimmste und enttäuschendste ist, dass selbst die Hilfsorganisationen vor Ort keine Antworten auf so viele drängende Fragen haben. Mittlerweile sind Trupps mit Motorsägen unterwegs, die aus den tausenden entwurzelten Bäumen Bauholz machen. Erste Reihensiedlungen mit hunderten kleinen Wohneinheiten sind ausserhalb von Tacloban entstanden. Dadurch können die Zeltstädte auf Cebu nach und nach aufgelöst, und die Familien zurück gebracht werden.

Freudentränen

Damit die Menschen in ihrem neuen Zuhause (oder besser in der neuen Behausung) leben können, haben wir heute die ersten 55 Familien, die nach Tacloban gehen, mit je einem Satz an Haushaltsausrüstung in einer grossen Box ausgestattet. Darin enthalten sind u.a. Teller, Besteck, Tassen, Töpfe, Reis- und Wasserkocher sowie andere Haushalts-Utensilien, Schuhe und ein Schirm. Die Freude der Menschen war unbeschreiblich, als Bruder Paul, SVD von der Sanct Carlos University, der die Menschen hier betreut, in einer kleinen Zeremonie mit viel Gesang die Hilfe ankündigte und plötzlich der LKW mit den Boxen vorfuhr und die Hilfsgüter an jede Familie ausgehändigt wurden. Im Namen dieser Menschen möchte ich die grosse Dankbarkeit und das wunderbare Gefühl, das heute alle Anwesenden hier hatten, nach Deutschland zurück geben.

All denen, die mit kleinen und großen Geldbeträgen dazu beigetragen haben, den Familien hier, die wirklich und buchstäblich alles verloren haben, eine kleine Zukunftsperspektive zu geben, ein HERZLICHES DANKESCHÖN mit vielen Freudentränen in den Augen derer, die gemerkt haben, dass anderswo auf der Welt Menschen an sie denken und Mitgefühl zeigen.

Heute haben die ersten 55 Familien ihre Grundausstattung für das neue Zuhause bekommen. Die 14.000 Euro sind aber bei weitem noch nicht aufgebraucht und es könnten bis zu 200 Familien (das bedeutet hier ca. 1.200 Menschen) von der gleichen Hilfe profitieren. DANKE NOCHMALS DAFÜR NACH DEUTSCHLAND.

Bildungs-Not

Allerdings ist das nicht das Einzige zu lösende Problem, denn neben den Häusern und Wohnungen der Menschen sind auch ihre Arbeitsplätze, die Strassen und Schulen zerstört worden. Ein Haus ist auf den Philippinen schnell wieder aufgebaut, aber eine Schule braucht da mehr Initiative und Geld, bis alle Bücher und Lehrmittel wieder vorhanden sind. Daher möchte sich Pro-FiL zukünftig darum kümmern, wie schon bei den vielen Kindergarten- und Schulbauten hier in Cebu für Strassen- und Müllkinder. Ohne Bildung kein Wohlstand. Daher sind auch weiterhin kleine und größere Spenden erbeten. DANKE SCHON JETZT.

Matthias Merzhäuser
Cebu/Philippinen, 10.01.2014

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